Beim Arzt

Es kam wie es kommen musste - ich war beim Arzt.
Meine Bauchschmerzen haben mich einfach in den Wahnsinn getrieben und ich kam nicht drum herum mit meiner Betreuerin zu sprechen, damit sie mit mir hingeht. Sie sagte mir "Morgen was eigentlich gestern war, also sagte sie es mir Vorgestern, verstanden? :D bist du um neun Uhr in meinem Büro, dann gehen wir zusammen zum Arzt" Gesagt, getan.

Dann bekam ich an dem Tag um ca. 8 Uhr einen Anruf - Sie ist verhindert. Ihr Neffe läge im Krankenhaus und es ginge ihm gar nicht gut. Sie sei auch nicht in der Stadt.
Wunderbar. Alleine zum einem Arzt der nicht mal ansatzweise Englisch versteht, wie erkläre ich jetzt meine Schmerzen? Verdammt!
Ich also in die Privatklinik vom Ort, zusammen mit dem Mitarbeiter meiner Betreuerin (Sie führt ein Büro für irgendwas mit Buchhaltung...?) er erklärt der Krankenschwester fix wer ich bin, woher ich komme und ein dickes Lächeln geht über sein Gesicht als er sagt ich sei Deutsche. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich hatte das Gefühl das er Stolz war, mich zum Arzt begleitet zu haben.

So siehts aus, wenn ich aus meinem Fenster schau.
Ein Papierchen ausgefüllt, Blutdruck gemessen und in den Wartesaal gesetzt.
Auf einmal höre ich seltsame, vertraute Klangmuster. Irgendwie verstehe ich auch einzelne Wörter, da drehe ich mich zur Seite um und sehe 4 "Sowas wie Deutsche", sie sprechen "Sowas ähnliches wie Deutsch" sehen "so ein bisschen wie Europäer" aus und kleiden sich auch in etwa so. Ich war mir ziemlich sicher das es Menschen aus der nicht allzu weit entfernten deutschen Kolonie waren. Es ist schon ein bisschen beängstigend in einem Wartesaal mit 30 Anderen Menschen zu sitzen und vor einem 4 "sowas wie Deutsche" sitzen zu sehen. Die Sprache gleicht irgendwie nur entfernt dem jetzigen Sprachbild. Es gibt irgendwie keine grammatikalischen Zusammenhänge, die Wörter werden durch die Gegend geschleudert wie die Teetassen des Hasen in Alice's Wunderland. Es ist mehr oder minder Verständlich aber für mich war das irgendwie eher Beängstigend als das ich mich dafür interessiert hätte.

Endlich, mein Name. Rein ins Zimmer. 
Mich erwartet ein stämmiger, am Scheitel schon leicht kahler, großer, ende 40 Jahre alter Mann mit weisem Kittel. Der Raum ist ohne Fenster und die 1001 Zertifikate an der Wand sollen mir bestätigen das er Studiert hat und das er anscheinend mal irgendwo assistiert hat und mit Sicherheit auch Gynäkologe ist. Vorsichtig setze ich mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Der Tisch hat als obere Schicht eine Glasplatte unter die allerlei Zettel gelegt wurden, es werden Vaginalsalben angepriesen, aber auch Kopfschmerztabletten und Pysiotherapeutische Hauseigene Behandlungen. Für   mich ist das ziemlich suspekt.

Die erste Etappe zum weg in den Ort

Ein grinsen, ein Nicken, was darfs sein?
Ich sei also Deutsche, Bonn? München? Berlin? Aus der Nähe von Hamburg, was rein theoretisch gesehen eine Lüge ist. Er fragt mich nicht was ich habe, er sagt nur dass seine 14 jährige Tochter gerne meine neue Freundin wäre und das ich doch mal zum Grillen vorbeikommen solle und ob ich denn Französisch sprechen könne. Ja, ein wenig, aber seit dem ich hier bin ist das bisschen eigentlich verschwunden. Er gibt mir sein Telefon, auf der anderen Seite eine Frau die schnell und wirr französisch spricht. Ich antworte mit "Je ne parle pas bien no intiendo nada, permisso." Ich reiche ihm das Telefon, er guckt leicht amüsiert, legt auf und fragt mich nach gut 20 Minuten des nichtstuns (man erinnert sich, ein Doktor und 30 Leute im Wartesaal) weswegen ich denn eigentlich hier sei. Mein Bauch. Er schmerzt, ich kann nicht schlafen, es ist scheusslich.

Auf die Liege gelegt.
Er tastet mich ab, so wie ein Kind eine Sandburg baut. Ich weiß nicht genau wo er da drückt, und wieso klopft er mit seiner flachen Hand auf meinen Bauch? Ich sage einfach nichts. Abgehört werde ich dann auch noch fix und dann gehts wieder zum Stuhl. Ob ich noch irgendwelche anderen Erkrankungen hätte? Ja, Asthma. Ja, ich schreibe dir dann dies auf, das nimmst du einmal in der Woche, und dann das das nimmst du alle 12 Stunden und dann am besten nochmal Buscopan, alle 6 Stunden. Moin.
Achso. 
Ich möchte gehen, schliesslich beginnt meine Schule in einer halben Stunde. Ich stehe auf, das Rezept in der Hand, sage tschüss und wende mich zum gehen als ich aufgehalten werde. Hier, bitte. Er gibt mir einen Zettel der eigentlich für Rezepte gedacht ist. Mit seiner Telefonnummer, seiner Adresse, seinem E-Mail Kontakt und der selben Botschaft wie vorhin, seine Tochter würde ja so gern...

Kontrolle ist dann nächste Woche Freitag.

Seht ihr das da gaaaaaaaanz hinten? Das ist dann ungefähr die Hälfte meines täglichen Weges.
Immer diese Strasse entlang.

¡Compártelo!

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Buscar

 

Labels

compartidísimos

About

Mary goes to Paraguay Copyright © 2011 | Tema diseñado por: compartidisimo | Con la tecnología de: Blogger